Umbau / Aufstockung Bootshaus, Rowing Club, Bern
Fertigstellung:
Zertifikat:
2012
Minergie - P
Das alte Bootshaus von 1932 des Rowing Club Bern war stark unterhaltungsbedürftig und genügte den räumlichen Anforderungen des Vereins nicht mehr. Nach dem Prinzip des Weiterbauens in der exponierten Aare-Uferschutzzone, findet ein Teil des Untergeschosses, mit alten Stampfbetonmauern, weitere Verwendung für die unbeheitzte Bootshalle. Darüber gesetzt ist eine neue Holzrahmenkonstruktion im Standard Minergie-P, welche die Garderoben, den Trainings- und den Clubraum aufnimmt. Enge baurechtliche Rahmenbedingungen, ein knapper Kostenrahmen und doch eine langfristige Sichtweise (Verein), enge Termine und das Bauen am Wasser waren Themen.
Ökologische Verantwortung
Das Gebäude ist zu einem Grossteil aus Holz und Holzwerkstoffen erstellt. Das Sockelgeschoss des Minergie-P zertifizierten Gebäudes besteht aus einer alten Stampfbetonmauer, einem relativ hohen Recyclingbetonanteil und einer sekundären Tragstruktur aus Stahl. Die verwendeten ökologischen Baustoffe, mit einem niedrigen Anteil an grauer Energie, sowie die Tageslichtnutzung wurden nach dem Standard Minergie-ECO (jedoch nicht gelabelt) ausgelegt. Dank der konsequenten Dämmung der Gebäudehülle und der Nutzung passiver Sonnenenergie (leider besteht eine grosse Beschattung durch Nähe zum Wald), benötigt das Gebäude nur noch wenig Betriebsenergie. Die Erdwärme wird mit einer Wärmepumpe für die Heizung und Warmwassererzeugung genutzt. Die Komfortlüftung sorgt auch im Winter für eine gute Belüftung aller Räumlichkeiten und entzieht den stark gebrauchten Duschräumen die Feuchtigkeit. Das Regenwasser wird versickert und teilweise in die Aare eingeleitet.
Sozialverträglichkeit
Ein Sportclub denkt und handelt langfristig auch wenn die finanziellen Ressourcen beschränkt sind.
Viele Mitglieder haben auf kreative Weise, mit Sport- und Kunstevents, Geld gesammelt oder Eigenleistungen erbracht und so die Realisierung des Bauwerkes möglich gemacht. Dieses zusammen Einstehen hat das Clubleben intensiviert. Entstanden ist eine attraktive, bezahlbare Infrastruktur für Jugend- und Breitensport. Das Boothaus soll zudem Vorbild sein und für die Vereinsziele eine klare Aussage der Auftraggeber für die Umwelt (Sport in Natur) signalisieren.
Das Weiterbauen am gleichen Standort (kein zusätzlich überbautes Terrain) verlangte eine Reduktion auf das Wesentliche, auf ein ressourcenschonendes Bauen und das Denken in Lebenszyklen. Mit der Nutzung des Baustoffes Holz wurde der Ressourcen- und Energieeffizienz Rechnung getragen. Die realisierte Systemtrennung, alle Installationen sind zugänglich und „Aufputz“ montiert, und der Verzicht auf Installationsschichten, stehen für die Fokussierung auf das Wesentliche. Raum statt teuere Oberflächen war die Zielsetzung.
Kulturelle Leistung
Ein Traditionssportclub der Stadt Bern baut nachhaltig, übernimmt Verantwortung gegenüber der Umwelt (Wassersport in intakter Natur) und
denkt langfristig, trotz knappen Mitteln. Das Gebäude thematisiert das Bauen am Wasser, in der Aareuferschutzzone, und berücksichtig die baulichen Ziele der
2000-Watt-Gesellschaft vollumfänglich und kompromisslos. Die Holzarchitektur, mit der offenen progressiven Weisstannenlattung, nimmt sich zurück und gleicht
sich farblich in Kürze den Baustämmen im Waldbestand an. Der zweigeschossige, teilweise festverglaste Gebäudeteil mit der Ergometer-Galerie erlaubt den
Fussgängern und Velofahrern einen spannenden Blick ins Innere, in den Trainingsbetrieb.
Beteiligte
Bauherrschaft:
Architektur:
Energieplaner:
Bauingenieur:
Rowing Club, Vertretung Michael Beer, Bern
Halle 58 Architekten GmbH, Bern
Abbühl Haustechnikplanung, Spiez
Tschopp Ingenieure GmbH, Bern